© Astrid Burmeister

Mitnehmgottesdienst für Sonntag Judika 27. März 2020 von Pastorin Christiane Schuster-Scholz

Fri, 27 Mar 2020 19:28:09 +0000 von Bernhard Lienemann

Herzliche Grüße zum Sonntag „Judika“,
dem 5. Sonntag in der Passionszeit aus der Ev.-luth. St. Jürgen-Kirchengemeinde!
Leider dürfen wir Sie zum Gottesdienst derzeit nicht in die Kirche einladen. Aber Sie können mit dieser Andacht zuhause Gottesdienst feiern und auch teilen. Ich würde mich freuen!

Den Namen „Judika“ hat dieser Sonntag nach dem Wochenpsalm 43. In diesem alten Gebet bittet einer: „Gott, schaffe mir Recht…und errette mich.“ 
Passionszeit bedeutet, dass wir uns an das Leiden Jesu erinnern. 
Die Frage: „Warum… (musste Jesus leiden)?“ verschiebt sich zu der Frage: „Wozu…(musste Jesus leiden)?“. Der Wochenspruch gibt darauf eine Antwort: „Der Menschensohn ist nicht gekommen, dass er sich dienen lasse sondern dass er diene und gebe sein Leben als Lösegeld für viele.“  
Die Bibel weiß, dass aus Gleichgültigkeit und Bosheit der Bruch mit den Menschen und mit Gott erwächst. Davor ist kein Mensch sicher. Kein Mensch kann sich davon aus eigener Kraft frei sprechen. Dafür ist Jesus seinen Weg nach Jerusalem und bis zum Kreuz gegangen. Er geht den Weg aus Liebe, für jeden Einzelnen. 
Er geht ihn, weil er um die Liebe Gottes zu jedem einzelnen Menschen weiß. 
Er geht ihn, um alle Gottesferne und selbst den Tod für uns zu überwinden, denn, so Paulus im Römerbrief: Röm 6,23 „der Sünde Sold ist der Tod“. Es geht um geschenktes Leben und um einen liebevollen Blick für andere
 
Einladung zum Gebet:
Gott, hab Dank, dass du uns liebst. Dass du die Spur deiner Liebe gelegt hast, damit wir eine Chance haben, wenn wir aus unserer Spur geraten. 
Du schenkst uns die Geborgenheit eines Zuhauses bei dir, in diesem Leben und auch in der künftigen Welt. Hilf uns, dir darin zu vertrauen und daraus Kraft für uns und für andere zu schöpfen. 
Hilf, dass unsere Hände und Herzen nicht leer sind. Hilf, dass wir die Liebe, die du uns schenkst leben können und spüren können, welche Kraft uns zuwächst. 
Gott, so vieles ist anders und Sorgen machen manchen müde. Lass uns erkennen, wo wir etwas für andere tun können und lass es uns beherzt tun. 
Segne und schütze, die sich für andere einsetzen. Hilf, dass die Not in der Welt nicht noch zunimmt sondern abnimmt. Die Kranken lass gesund werden. 
Den Sterbenden reich du deine Hand. Lass uns nicht ängstlich sein sondern mutig tun, wozu du uns tüchtig machst.  Dein Segen begleite uns. Vaterunser…

Werdet nicht müde! Lebt so, wie es Gott gefällt, fordert der Schreiber des, Hebräerbriefes 13,12-14 im Predigttext für den 29.03.2020: „Darum hat auch Jesus außerhalb der Stadtmauern gelitten, um das Volk durch sein Blut zu heiligen. Lasst uns also zu ihm hinausgehen, vor das Lager, und die Schande tragen, die er getragen hat! Denn hier auf der Erde haben wir keine bleibende Heimat. Unsere Sehnsucht gilt jener zukünftigen Stadt, zu der wir unterwegs sind.
In unserem Gemeindehaus hängt ein Plakat. Darauf ist eine bunt bemalte Straße zu sehen und Straßenkreide, die zum Malen einlädt und der Satz: „Menschen, die aus der Hoffnung leben, sehen weiter. Menschen, die aus der Liebe leben, sehen tiefer. Menschen, die aus dem Glauben leben, sehen alles in einem anderen Licht.“(Lothar Zenetti). 
Der Hebräerbrief erinnert uns daran, was sich durch Jesu Leiden für unser Leben geändert hat und zwar ein für alle Mal: Egal, was auch passieren mag, wir gehen nicht mehr verloren. Wir dürfen selbst im Letzten darauf vertrauen, dass Gott einen Weg für uns weiß und dass wir in seiner Hand geborgen bleiben. Das vor Augen zu haben, kann einen anderen Blick schenken. Es verändert die Perspektive. Es verleiht einen Blick auf die Schönheit des Lebens -in all seiner Zerbrechlichkeit- und diese Schönheit dürfen wir genießen! Es verleiht aber auch einen Blick  auf die, die beim Glück außen vor bleiben, die leiden und oft so wenig gesehen werden.
Ich höre darin zweierlei: Erstens höre ich daraus: Gott hat uns dieses Leben geschenkt. Er hat sich wirklich Mühe gegeben! Diese Kraft, diese Liebe, dieses Leben aus Gottes Hand ist eine wundervolle Quelle aus der wir schöpfen dürfen. Ich und du und auch der, der Leiden erleben muss, dem es nicht gut geht. Und Gott hat uns Augen geschenkt, um zu sehen, wo wir gebraucht werden. Manchmal muss man seinen Standpunkt dafür auch für eine Weile verlassen, um zu sehen, wo Gott uns für andere stark macht. 
In diesen Tagen erleben wir mit großer Dankbarkeit, wie Ärzte, Kranken-schwestern und Pfleger sich für andere stark machen. Wir erleben, wie Einsatzkräfte  ihre Kraft und ihr Know-How zum Schutz anderer einsetzen. Wir erleben, wie Verkäufer und Angestellte in den Lebensmittel-Läden mit großem Elan möglich machen, dass sich alle bei größtmöglichem Schutz mit dem versorgen können, was sie brauchen.  Das ist ein Grund, von Herzen dankbar zu sein. Und wir erleben Initiativen für andere. 
Da ist der Enkel, der beim Telefonat mit seiner Oma auf die Idee kommt, seine Zeit so einzusetzen, dass er mit Stoffspenden Mundschutztücher näht und im Einkaufsmarkt auslegt. Wir lesen von einem Jungen, der Bäume pflanzt, um das Klima zu retten. Ich weiß von Großeltern, die jeden Abend für ihre Enkel und auch für die Menschen um sie her beten. Mich beeindrucken Menschen, die vor dem Einkauf beim älteren Nachbarn anrufen und fragen, ob man ihm etwas mitbringen kann, um es dann vor die Tür zu hängen. Es ist eine gute Zeit, nachzudenken, was wir tun können, gerade für die, die überhaupt nicht rauskommen. Um 19.00 Uhr ist in immer mehr Siedlungen das Kirchenlied 482 „Der Mond ist aufgegangen“ aus den Fenstern oder Türen zu hören, zum Mitsingen. 
Aber auch das andere schwingt mit und dazu habe ich eine schöne kleine Geschichte aus einer Predigthilfe: Ein reicher Tourist besichtigt ein Kloster. Ein Mönch zeigt ihm gerne die Kapelle, das Refektorium, den Kreuzgang und die Bibliothek. Selbst sein Zimmer – klein und bescheiden eingerichtet, darf der Besucher sehen. Der Tourist wundert sich: „Wo haben Sie denn Ihre Sachen?“ fragt er. Der Mönch fragt zurück: „Wo haben Sie denn Ihre?“ Der Tourist antwortet: „Ich bin nur auf der Durchreise.“ – „Ich auch.“ So der Mönch.  Ja, wir werden daran erinnert: Wir haben hier keine bleibende Heimat. Irgendwann werden wir zurückkehren in die Geborgenheit Gottes. 
Bis dahin ist unser Leben ein wundervolles Geschenk und ein Auftrag. 
Gott hat uns viel anvertraut. Er hat die Ewigkeit in unser Herz gelegt. 
Bei ihm schöpfen wir Kraft. Er weitet unseren Blick. Nutzen wir unsere Möglichkeiten. Gottes Segen begleitet uns dabei.  
Ein gesundes gesegnetes Wochenende,
Ihre Pastorin
Christiane Schuster-Scholz

Lied der Woche:
Evangelisches Gesangbuch Nr. EG 97 Holz auf Jesu Schulter

1. Holz auf Jesu Schulter, von der Welt verflucht, ward zum Baum des Lebens und bringt gute Frucht. Kyrie eleison, sieh wohin wir gehen. Ruf uns aus den Toten, lass uns auferstehn.
 
2. Wollen wir Gott bitten, dass auf unsrer Fahrt Friede unsre Herzen und die Welt bewahrt. Kyrie eleison, sieh wohin wir gehen. Ruf uns aus den Toten, lass uns auferstehn
 
3. Denn die Erde klagt uns an bei Tag und Nacht. Doch der Himmel sagt uns: Alles ist vollbracht! Kyrie eleison, sieh wohin wir gehen… 
 
4. Wollen wir Gott loben, leben aus dem Licht. Streng ist seine Güte, gnädig sein Gericht. Kyrie eleison…
 
5. Denn die Erde jagt uns auf den Abgrund zu. Doch der Himmel fragt uns: Warum zweifelst du? Kyrie eleison…
 
6. Hart auf deiner Schulter lag das Kreuz, o Herr, ward zum Baum des Lebens, ist von Früchten schwer. Kyrie eleison…  
 
Übrigens: Feiern sie Sonntag am Radio um 10.00 Uhr Gottesdienst mit:
Lamberti 106,0 MHz, im Kabelnetz 105,2 MHz oder Livestream im Internet
Oder einen Gottesdienst aus der Region über Radio Ostfriesland UKW 94,0
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