„Fürchtet euch nicht! Bleibt stehen und schaut zu,
wie der Herr euch heute rettet!“ Ex 14,13
Wie gut tut es, einmal zugerufen zu bekommen: „Fürchtet euch nicht!“ So manche Sorge drückt, begleitet unser Grübeln in der Nacht und schnell kommen wir an das Gefühl: „Ich kann ja doch nichts ändern!“
Dieser Ruf Mose hat eine Geschichte. Er gehört hinein in eine Lebensgeschichte: In die kurze, ganz persönliche Geschichte Gottes mit Mose und in die lange Geschichte Gottes mit seinen Menschen.
Der Name Mose bedeutet: „Aus dem Wasser gezogen“.
Sein Name erinnert an die Rettung in Moses Kindheit.
Es zieht sich wie ein roter Faden durch das Leben von Mose: Immer wieder staunt er, wie Gott Not in seinem Leben wendet und ihn überrascht. Im Vertrauen auf Gott führt er sein Volk aus der Versklavung und steht nun scheinbar an einer Sackgasse. Feindliche Soldaten hinter sich, Wasser vor sich, das Volk um sich. Was soll er tun?
Da wendet Gott das Geschick auf wundersame Weise. Das Wasser teilt sich und Mose und sein Volk können hindurch. Mehr noch: Den Soldaten, die hinter ihm her waren, schneidet das Wasser den Weg ab. Mose und sein Volk sind gerettet.
Gott hat eine Geschichte mit uns. Auch sie beginnt mit Wasser.
Sie beginnt mit unserer Taufe. In der Taufe hat Gott mit uns einen festen, unverbrüchlichen Bund geschlossen. Darauf dürfen wir vertrauen. Im Rückblick auf unser Leben wird es vielleicht so einige Fügungen geben, über die wir sagen können: „Das war gut so. Es hätte auch ganz anders kommen können“. Und selbst, wenn uns Leiden und Trauer nicht erspart geblieben sind, haben wir vielleicht erlebt, wie uns gerade in schwerster Zeit die Kraft zugeflossen ist, weiterzugehen oder einen neuen Anfang zu finden. Vielleicht hat unser Leben eine Wendung genommen, von der wir vorher nie geahnt hätten, dass sie möglich ist.
Moses Aufruf ist ein Aufruf, auf Gott zu vertrauen. Und es ist die Aufforderung: „Sieh hin!“ Gott schafft Möglichkeiten, selbst wenn wir uns in einer Sackgasse wähnen.
Wenn wir einmal Abstand nehmen von unserem Tun und Wollen, dann wird der Blick frei für das, was ist. Wir nehmen nicht nur wahr, wie der Weg unmittelbar vor unseren Füßen aussieht, wir sehen auch weiter, sehen auch „nach links und rechts“. Es kann sein, dass wir dann sehen, was doch noch geht, oder, wie es auf ganz andere Weise gehen kann. Sehen wir hin! Trauen wir Gott etwas zu.
Gehen wir mit Gott ins Gebet. Sagen wir ihm, was uns belastet, was wir befürchten, was wir hoffen und wofür wir ihm danken.
Mose hat in seinem Leben die Erfahrung gemacht, dass Gott ihm immer wieder Wegzeichen gegeben hat. Manchmal hat er ihm auch viel zugemutet. Und manchmal hat Mose Gott viel zugemutet. Am Ende führt der Weg Gottes mit Mose und der Weg Gottes mit seinen Menschen zu einem Leben in Freiheit und Zuversicht.
So kann es auch uns gehen. Im Gebet können wir frei werden von dem, was uns den Blick verstellt. Und, wie das in langen Freundschaften so ist: Manchmal braucht es auch mehr als nur ein Gespräch. So können wir erleben, wie Situationen klarer werden. Wir können erleben, wo Gott uns Kraft zuwachsen lässt.
Und wir gewinnen einen Blick dafür, was Gott für Möglichkeiten für uns bereithält.
Vertrauen wir uns ihm mit unserer Not und mit unserer Dankbarkeit an. Mose hat diesen Mut gehabt. Er hat Vertrauen gefasst und er hat erlebt: Gottes Segen leitet und begleitet uns jeden Tag.
Ich wünsche Ihnen viele segensreichen Begegnungen in diesem Sommer.
Am letzten Sonntag (02.06.2024) fand der große Begrüßungsgottesdienst des neuen Konfi-Modells “High Five” in der Kirche in Ostgroßefehn statt.
Dazu gehören die Kirchengemeinden Ostgroßefehn, Mittegroßefehn, Timmel, Holtrop und Aurich-Oldendorf. Bevor der Gottesdienst begann gab es für jeden Konfi und ein Familienmitglied einen Schal in der Farbe der Kirchengemeinde, so wusste jeder direkt, zu welcher Gemeinde gehört mein Sitznachbar. Mit den Schals wurde am Ende der Dialogpredigt ein großes Netz gebildet, um die Gemeinschaft, in der wir und mit Gott leben, deutlich zu machen. Außerdem haben sich alle am Konfi-Modell beteiligten Haupt-/Ehrenamtlichen vorgestellt und sich ein paar kniffligen Entweder-Oder-Fragen gestellt. Die gemeinsamen Lieder wurden von der Band des @ecostfriesland begleitet. Im Anschluss an den Gottesdienst wurde das nötige Material für den Unterricht ausgeteilt und es war noch Zeit für einen kleinen Snack und tolle Gespräche.
Evangelisches Gesangbuch Nr. 70,1-4 Wie schön leuchtet der Morgenstern
Begrüßung, Kerze, Gebet
Gott, du hast die Zeit geschaffen und alles, was da ist. Sieh uns liebevoll an, wenn wir diese Zeit nutzen. Wir danken dir für ein weiteres Jahr. Lass uns auf Christus schauen, der uns gelehrt hat, wie ein gutes Leben geht. Wir nehmen dieses neue Jahr aus deiner Hand in unsere Hände und legen es dann zurück in deine. Du bist uns nah durch Jesus Christus, unseren Herrn, der mit dir lebt und Leben schafft in Ewigkeit.
Evangelisches Gesangbuch Nr. 401,1-4 Liebe, die du mich zum Bilde
Lesung: Jedes Ende hat auch einen neuen Anfang in sich wohnen. So, wie beim neu auftretenden Jesus, der den alten Jesaja zitiert. Ich lese aus dem 4. Kapitel des Lukasevangeliums, Verse 16-21:
Evangelisches Gesangbuch Nr. 607,1+3+5 Vertrauen wagen
Angedacht: In dieser Zeit werden viele Briefe geschrieben. Weihnachtskarten und Neujahrsgrüße wechseln von hier nach dort. Und so, wie viele Briefe mit „Liebe…“ oder „Lieber..“ beginnen, so endet jeder Brief mit guten Wünschen. Wir wünschen einander ein gutes Neues Jahr oder auch einen guten Rutsch. Wir wünschen einander Gesundheit und dass es ein glückliches Jahr wird, das vor uns liegt.
Manchmal klingt auch an, was uns verbindet. Ein ausgerichteter Gruß von einem gemeinsamen Bekannten, eine Erinnerung an die persönliche Situation des Anderen. Unsere Wünsche fassen das, was uns mit dem Adressaten verbindet zusammen. Ähnlich ist es bei dem ersten Brief, den Paulus an die Christinnen und Christen in Korinth schreibt. Er wünscht Kraft und Beständigkeit im Vertrauen auf Gott, wache Augen für das, was passiert, und dann schreibt er: „Alles, was ihr tut, geschehe in Liebe“. Es ist Gottes Liebe, die er den Seinen wünscht. Sie soll ihre Herzen füllen, ihren Blick für den Anderen achtsam machen und schärfen und ihre Hände im Füreinander-Tun stärken.
„Alles, was ihr tut, geschehe in Liebe“. Fast klingt das, als öffne Gott einen neuen Raum.
In diesem Raum können wir uns geborgen, wertgeschätzt und geliebt fühlen. In ihm können wir uns durch die Liebe, in der Gott uns begegnet, anrühren lassen. Unter dem Dach seiner Liebe können wir unsere Verbundenheit leben, Anteil nehmen und Anteil geben, Hoffnung teilen für eine gute Zukunft für alle. In diesem Raum der Liebe können wir ausprobieren, was Gott in uns hineingesteckt hat.
Ich bin sicher, jeder und jede hat seine, ihre ganz besondere Begabung.
Und wenn wir merken, dass wir uns verrannt haben, dann lächelt sein Sohn uns zu und führt uns zurück auf seinen Weg.
Gottes Liebe zu uns verbindet uns. Gottes Liebe öffnet einen Raum und macht so vieles möglich, von dem wir nie gedacht hätten, dass es in dieser Welt Gestalt annehmen könnte.
Gottes Liebe stärke unsere Sinne und unser Tun.
Gottes Liebe ist wie ein Brief, der uns zeigt: „Wir sind ihm wichtig.“
Seine Liebe sei um uns, über uns, unter uns, in uns.
„Alles, was ihr tut, geschehe in Liebe“. Amen
Evangelisches Gesangbuch Nr. 65,1+5+6, als Kehrverstext: Strophe 7 Von guten Mächten
Fürbittgebet: Herr, unser Gott, „du begegnest uns in Liebe. Aus deiner Liebe schöpfen wir Kraft, füreinander da zu sein“.
Gott, unsere Welt ist unübersichtlich und voller unseliger Zustände.
Sieh dir an, was wir nicht selbst bewältigen können, wir brauchen deine Hilfe!
Menschen sind auf der Flucht: vor Krieg, vor Hunger, vor Verfolgung.
Gott, gib ihnen ein Zuhause!
Lass sie Hilfe erfahren und spüren, dass du an ihrer Seite bis und bleibst.
Gott, Menschen verlieren ihre Kraft, werden müde und mutlos angesichts der Not in unsrer Welt. Menschen werden krank. Menschen verlieren ihren Lebensmut.
Gesunde sie, indem du sie deine Liebe spüren lässt! Lass sie und uns erfahren, dass du an unserer Seite mitgehst. Zeig uns Wege zum Achtvollen Miteinander.
Gott, Menschen werden übersehen. Niemand kennt ihre Trauer, ihre Wut, ihre Verzweiflung, so, wie du. Lass sie deinen liebevollen Blick spüren!
Gott, du Quelle allen Lebens, leite du uns zum Frieden und verbanne den Tod aus unserer Welt.
Gib denen, die den Tod bringen, einen neuen Geist und ein neues Herz.
Auf dich hoffen wir. In Ewigkeit.
Herr, unser Gott, „du begegnest uns in Liebe. Aus deiner Liebe schöpfen wir Kraft, miteinander und füreinander da zu sein“ In der Stille beten wir für alle, an die wir jetzt besonders denken.
Im Vertrauen auf dich und in Achtsamkeit für die Welt und für uns selbst beten wir zu dir, wie Jesus Christus es uns gelehrt hat:
Vater unser im Himmel. Geheiligt werde dein Name. Dein Reich komme. Dein Wille geschehe wie im Himmel so auf Erden. Unser tägliches Brot gib uns heute. Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern. Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen. Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.
Evangelisches Gesangbuch Nr. 56 Weil Gott in tiefster Nacht erschienen
Mit dem November beginnt die dunkle Jahreszeit. Wenn „Rött un Regen“ draußen herrschen und es früh wieder „düster“ ist, dann ist Zeit, es sich mit einer Tasse Tee gemütlich zu machen. Eine Kerze verbreitet dazu Wärme und Licht. Es sich schön zu machen, ist wichtig. Wir brauchen solche Lichtblicke und Pausen für unsere Seele. Wenn wir nach draußen gehen und jemandem begegnen, dann ist es in Ostfriesland ein schöner Brauch, nicht achtlos an ihm vorbeizugehen, sondern ihn mit „Moin“ zu grüßen. „Moin“ bedeutet: „einen guten…“ und meint: „Ich wünsche dir einen guten Tag!“.
Dazu sehen wir einander – zumindest kurz- an. So, wie wir uns wünschen, einen guten Tag zu erleben, so wünschen wir es auch unserem Gegenüber.
Wenn Menschen sich in Israel begegnen, dann wünschen sie sich „Schalom“. Und wenn im arabisch-sprachigen Raum Menschen einander begegnen, dann grüßen sie einander mit „Salem Aleikum“:
„Friede sei mit dir!“. Das bedeutet, dass ich meinen Mitmenschen als Geschöpf Gottes achte: „Schön, dass Gott dich geschaffen hat!“
„Salam“ oder „Schalom“ meint nicht nur Friede als Abwesenheit von (Waffen-)Gewalt. Es meint, in Einklang mit sich und anderen zu sein. Es meint ebenso, in Einklang mit Gott zu sein.
Das zu üben, haben wir, die wir im Frieden leben, die Chance. Vielleicht können wir sogar zu einer Friedens-Schule werden. Friede beginnt dort, wo wir einander Fehler nicht nachtragen, sondern einander freundlich begegnen. Friede beginnt dort, wo wir die Bedürfnisse des anderen sehen und achten. Friede beginnt, wenn wir dort helfen, wo unsere Hilfe gebraucht wird. Friede blüht auf, wo wir anderen Raum für ein Gespräch geben, zum Beispiel bei einer Tasse Tee und dem Licht einer Kerze. Dass Gott ausräumt, was sich zwischen uns und andere und zwischen uns und ihn stellt, das sagt uns ein Bibelwort aus den Psalmen: „Bei dir, Gott, ist die Vergebung, dass man dich achte.“ (Ps 130,4.) Einen segensreichen November wünscht Ihnen Ihre Pastorin Christiane Schuster-Scholz
Nein? Es schreibt sich nicht mit doppel „t“. Es lautet: Danke!
Danke ist tatsächlich ein Zauberwort. Wussten Sie das? Sie können es ausprobieren. Etwa beim Paketboten. Sagen Sie: „Dankeschön! Wie gut, dass Sie das bringen!“ und Sie werden sehen, wie sein Gesicht die Unruhe des Stresses verliert und überrascht und fröhlich wird. Oder bei einer physiotherapeutischen Behandlung. „Danke, das hat mir gutgetan!“ Von da an wird man erst recht freundlich zu Ihnen sein. Das Zauberwort wirkt auch bei uns selbst. Denn es verwandelt das verkrampfte „Ich will aber!“, oder „Warum geht es anderen besser als mir?“ in ein sanftes „Ach ja, ich habe es doch gut!“
Das Zauberwort ist sogar Dünger für den Glauben.
Am Abend gebetet, stärkt es die Nähe zu Gott, das Erinnern und Vertrauen. Vor allem nach einem miesen Tag ist das eine Medizin:
Überlegen Sie sich drei Erlebnisse, die gut waren, und sie können auch diesem Tag Sinn abgewinnen.
Denken Sie jetzt nicht, das ist ja sei ein beschwichtigender Lebenshilfe-Trick. Nein, es ist, genau betrachtet, ein angemessenes Grundverhältnis zum Leben und zum Glauben. Der Schreiber des Philiperbriefes schreibt zum Beispiel:
Jedes Mal, wenn ich an euch denke, danke ich meinem Gott. Und immer, wenn ich ihn um etwas bitte, bete ich mit Freude für euch.“ (Philipper 1,3–4) Ja, wir sind vergängliche Geschöpfe und nichts ist selbstverständlich. Das Leben ist ein Geschenk, die Gesundheit und freundliche Menschen sind es auch. Wir haben sie uns nicht verdient. Ich bin zum Beispiel dankbar, auch wenn ich den Teppich saugen muss, denn es bedeutet, dass ich ein gemütliches Zuhause habe. Ich bin dankbar über die Kleidung, die mal wieder zu eng wird … weil es bedeutet, dass ich genug zu essen habe. Ich bin dankbar für das Kind, das sein Zimmer nicht aufräumt und lieber etwas anderes macht … weil es bedeutet, dass es zu Hause ist und nicht auf der Straße. Ich kann sogar dankbar sein über die Steuern, die ich zahlen muss… Weil es bedeutet, dass ich Arbeit habe.
Oder für die riesige Unordnung nach einer gefeierten Party … weil es bedeutet, dass ich von Freunden umgeben war. Ich kann dankbar sein über die vielen Beschwerden, die ich über die Regierung höre… weil es bedeutet, dass wir Redefreiheit besitzen. Oder für die Person hinter mir in der Kirche, die so falsch singt… weil es bedeutet, dass ich gut hören kann.
Ich kann dankbar sein über den Wäscheberg zum Waschen und Bügeln… weil es bedeutet, dass ich und die Meinen Kleidung besitzen.
und über die schmerzenden Muskeln nach meiner Sporteinheit…
weil es bedeutet, dass ich mich gut bewegen kann.
Ich kann dankbar sein über die Einkäufe, die ich schon wieder machen und nach Hause schleppen muss …, weil es bedeutet, dass es meinen Kinder schmeckt und wir zu Essen haben. Unsere Landwirtschaft macht das möglich. Uns so danke ich all den Landwirtinnen und Landwirten, die mit Erfahrung, Geschick und Ausdauer dafür sorgen, dass wir gute Lebensmittel genießen können. Und ich danke Gott dafür, dass er wachsen lässt. Aus der Landwirtschaft hier in Akelsbarg habe ich gehört, dass viele mit der Maisernte ganz zufrieden sind. Der erste Schnitt war feuchter, die Flächen zu nass, aber dann konnte man mit dem Wetter einigermaßen zurechtkommen. Der Milchpreis ist nicht mehr ganz so hoch. Tiefer darf er jedoch auch nicht mehr sinken, damit die Energiekosten in der Erzeugung tragbar bleiben.
Für all diese Arbeit und den Ertrag, den Gott aufkommen lässt, bin ich von Herzen dankbar.
Ich kann sogar dankbar sein über den Wecker, der mich morgens unsanft aus meinen Träumen reißt… , weil es bedeutet, dass ich am Leben bin und eine Aufgabe ausfülle.
Und schließlich… über die vielen nervenden E-Mails oder WhatsApp-Nachrichten … weil es bedeutet, dass es genügend Menschen gibt, die an mich denken.
Wir haben die Chance und die Aufgabe, aus dem, was Gott schenkt, ein lebenswertes Leben für uns und andere zu gestalten.
Das lasst uns üben. Und ein wichtiges Wort, um damit anzufangen, ist das Wort Danke.
Du bist mein Helfer. Unter dem Schatten deiner Flügel frohlocke ich.
Ps 68,8
Ein Vertrauenswort ist das. Der Psalmbeter lebt aus der Beziehung zu Gott. Was ihm Sorgen bereitet, das bringt er zu Gott. Was er an Schönem, aber auch an Fragwürdigem erlebt, das bespricht er mit Gott. Von ihm erwartet er Hilfe. Er hat Vertrauen, das gewachsen ist. Er sieht, wie Gott in der Not eine Tür öffnet und neue Möglichkeiten schenkt. Warum? Weil wir Gott wichtig sind. Weil er mit jedem und jeder noch etwas vorhat. Ich stelle mir vor, wie der Palmbeter diese Worte betet: Gott, du bist mein Helfer, Unter dem Schatten deiner Flügel frohlocke ich. David in der Wüste Juda. Seine Feinde sind ihm auf den Fersen. Aber hier weiß er sich geborgen in Gottes Nähe.
Er atmet aus: Du, Gott, und atmet ein: Bist mein Helfer.
Er atmet aus: Du, Gott, und atmet ein: Beschützt mich.
Er atmet aus: In deiner Nähe, und atmet ein: Bin ich fröhlich.
Ja, Gott lässt uns nicht allein. Weil wir seine geliebten Geschöpfe sind. Jeder einzigartig, jede geliebt. Dazu passt das Evangelium dieser Woche. Es steht bei Matthäus 5,13-16: Salz und Licht
13 Ihr seid das Salz der Erde. Wenn nun das Salz nicht mehr salzt, womit soll man salzen? Es ist zu nichts mehr nütze, als dass man es wegschüttet und lässt es von den Leuten zertreten.
14 Ihr seid das Licht der Welt. Es kann die Stadt, die auf einem Berge liegt, nicht verborgen sein. 15 Man zündet auch nicht ein Licht an und setzt es unter einen Scheffel, sondern auf einen Leuchter; so leuchtet es allen, die im Hause sind.
16 So lasst euer Licht leuchten vor den Leuten, damit sie eure guten Werke sehen und euren Vater im Himmel preisen.
Es hat etwas mit den Menschen seiner Zeit gemacht, David so voller Gottvertrauen zu erleben. In Gottes Augen sind wir so unverzichtbar wichtig wie Salz und wie das Licht der Welt.
Wie wichtig Salz ist, das musste ein König erst lernen.
Am letzten Sonntag habe ich dazu eine schöne Fassung eines Märchens gehört, die ich uns mitgebracht habe: Ein König hatte drei Töchter. Als nun sein Geburtstag nahte, da war er gespannt, was seine Töchter ihm wohl überreichen würden, um ihm zu zeigen, wie wichtig er ihnen wäre. Die eine brachte einen Beutel voller Gold, die andere kostbare Edelsteine. Die dritte schließlich überreichte ihm ein schön gearbeitetes Tongefäß mit Salz. Aber Salz?! Das war doch ein Nichts! In der Suppe löste es sich auf, auf der Straße wird es zertreten…Der König war zutiefst enttäuscht und befahl, dass alles Salz samt seiner Tochter aus dem Reich verbannt würden.
Die Soldaten brachten sie außer Landes. Ein älteres lebenskluges Ehepaar nahm sie voller Güte auf. Sie konnte bleiben, wurde gut und weise versorgt und lernte unter anderem, ein Gebäck herzustellen, das man dort öfter aß. Dem König hingegen ging es schlecht.
Bald musste er merken, dass kaum ein Gericht ihm schmeckte.
Auch gesundheitlich ging es ihm nicht schlecht, denn wenn man mit Zucker statt mit Salz würzt, kann das schnell zu ernsten Gesundheitsschäden führen. So kam es, dass die Tochter, als sie von dem Leiden in ihrem einstigen Land hörte und sich dorthin aufmachte, von niemandem ernstlich aufgehalten wurde. Den Wachen fehlte schlicht an Kraft. Als sie vor ihren Vater kam und ihm eine Probe ihres Gebäcks reichte, da probierte er. Kaum, dass er das Geschenk probiert hatte, ging es ihm schon etwas besser.
Er hob den Blick und erkannte seine Tochter. Da war die Freude groß und der Jubel laut. Schon bald kosteten alle im Land von dem neuen Gebäck. Kosten Sie doch auch einmal ganz bewusst... eine Salzstange. Wir sind Gott wichtig. Wir sind Gott so wichtig, wie etwas, das uns so selbstverständlich geworden ist, dass wir es kaum achten, das uns aber unersetzlich fehlen würde. Liebevoll leitet und begleitet er uns in jeder Lebensphase. Er bleibt unser Helfer. Bei ihm finden wir Geborgenheit und können fröhlich das Leben genießen.
Gott gebe dir vom Tau des Himmels und vom Fett der Erde und Korn und Wein in Fülle. Gen 27,28
Endlich ist Sommer. „Jetzt ist Sommer, egal, ob du schwitzt oder frierst, Sommer ist, was in deinem Kopf passiert“. So titelt ein in unserem Haus gern gehörtes Lied. Nun ist Zeit, auszuspannen und aufzutanken. Gott lässt aufgehen und gedeihen. Wir können genießen und uns an dem freuen, was er wachsen lässt.
Einladung zum Beten:
Was uns atmen lässt, kommt von dir.
Was uns zu denken gibt, ist alles durch dich.
Was uns hoffnungsvoll macht, läuft alles auf dich zu.
Gott, du verbirgst dein Geheimnis
im kleinen Wassertropfen und im riesigen Sternennebel,
im Weg, der offen vor uns liegt, und im Dickicht unseres Lebens,
Wir freuen uns und staunen über deine Gnade. Hab Dank! Amen
Angedacht: Gott gebe dir vom Tau des Himmels und vom Fett der Erde und Korn und Wein in Fülle. Gen 27,28
Ein Segenswort ist das.
Tatsächlich ist es ein Segen, wenn wir nicht mehr immer nur rennen und schaffen, sondern auch mal Pause machen, den Blick heben und sehen und genießen, was Gott uns schenkt.
Wir haben eine ganz Menge geschenkt bekommen:
Es hätte doch genügt, wenn essen stärkt und sättigt.
Gott hat noch den Geschmack dazugegeben.
Es hätte genügt, wenn Pflanzen grünen würden, die Blattflächen optimal groß, um Fotosynthese zu betreiben. Aber Gott lässt uns die Form- und Farbenpracht seiner Schöpfung bestaunen.
Zu den bunten Blüten hat er den Duft hinzugegeben.
Wer in diesen Tagen am Kanal entlang fährt, der spürt die Frische, die vom kühlen Wasser aufsteigt. Wer morgens dort entlang spaziert oder radelt, der hört einen Klangteppich aus Vogelstimmen.
Es macht Spaß, mit dem Fahrrad durch den lauen Wind zu fahren, hinweg über Blütensterne auf dem Boden und in der Nase den lieblichen Duft von Holunder und Jasmin.
Zuhause erleben wir, wie die Samen, die wir in die Erde gestreut haben, aufgegangen sind. Sicher, einmal am Tag muss das alles gegossen werden. Aber, dass dort etwas wächst, größer wird und auf leckere Weise Gestalt annimmt, das können wir nicht machen. Das Gedeihen und Fruchttragen können wir als Geschenk Gottes begreifen. Wer einen Garten hat, der weiß: Manches braucht Zeit zum Reifen. Und so, wie das im Garten und auf den Feldern ist, so ist das auch in unserem Leben.
Das Segenswort: Gott gebe dir vom Tau des Himmels und vom Fett der Erde und Korn und Wein in Fülle (Gen 27,28) verheißt Gedeihen und Genuss in Fülle. In unserem Leben können wir uns für Unterschiedliches einsetzen: Wir können für unsere Familie ein Haus bauen. Wir können unsere handwerkliche Begabung dafür einsetzten, dass es im Haus schön und anheimelnd wird. Draußen können wir Nistkästen bauen. Wir können unseren grünen Daumen wirken lassen, den Garten vorbereiten, anlegen und pflegen. Und wir können uns für andere einsetzen. Wir können Kuchen backen. Wir können mit Kindern experimentieren und ihnen das Staunen über Gottes Schöpfung nahebringen. Wir können für ein Konzert üben und für andere Musik machen. Was immer wir tun, dass das gelingt, dass gedeiht, was wir beginnen, das müssen wir uns schenken lassen. Manchmal braucht es Geduld dafür.
Und manchmal erkennen wir erst im Rückblick, was Gott aufgehen und Frucht-tragen lassen hat in unserem Leben.
Das Segenswort: Gott gebe dir vom Tau des Himmels und vom Fett der Erde und Korn und Wein in Fülle (Gen 27,28) ist eine Mitgift. Isaak spricht diesen Segen seinem Sohn Jakob zu. Jakob hat das durch Schläue so gedreht und seinen Zwillingsbruder Esau damit ausgebootet. Wohl auch aus Furcht vor dem zu erwartenden Zorn, macht sich Jakob auf den Weg und sammelt seine eigenen Lebenserfahrungen. Er erlebt, wie der Segen ihm in der Schaf- und Ziegen-Zucht eine glückliche Hand schenkt. So wird seine Familie groß. Aber, etwas in seiner Biografie bleibt offen. Schmerzlich belgeitet ihn das. Als es schließlich zu einer Wiederbegegnung mit Esau kommt, ringt er mit dem, der sich ihm entgegenstellt. „Ich lasse dich nicht, du segnest mich denn!“ Die offene Geschichte in Jakobs Leben bleibt nicht offen.Sie führt ihn an Grenzen, er ringt, aber er geht anders daraus hervor: Nicht mehr als der, der sich den Segen erschlichen hat, sondern als der, auf dem Gottes Segen ruht.
Im Sommer genießen wir, was Gott aufblühen und Frucht tragen lässt. Wir genießen mit allen Sinnen. Wir nehmen uns dafür Zeit. Gott schenkt uns seinen Segen.
Er lässt uns erleben, dass Offen-Gebliebenes in unserem Leben nicht offenbleiben muss. Er hilft, sich dem zu stellen.
Gott schenkt uns den Mut dazu und die Kraft. Eine gesegnete Sommerzeit wünscht Ihnen Ihre Pastorin Christiane Schuster-Scholz