In Christus ist Gott zu allen Menschen gekommen. Da gibt es keine „erste Klasse-“ und „zweite Klasse-Plätze“. Alle lädt er ein, im Vertrauen auf ihn Kraft zu schöpfen und in der Wärme seiner Liebe aufzutanken. Am dritten Sonntag nach Epiphanias wird von einem Heilungswunder erzählt. Jesus heilt aus der Ferne und staunt über den tiefen Glauben eines Menschen, der kulturell und religiös eigentlich gar nichts mit dem Gott Israels zu tun hat. Aber auch er spürt und bezeugt: Wo Gott in seiner Herrlichkeit erscheint, müssen die Krankheits- und Todesmächte weichen. Der Glaube des römischen Hauptmanns reicht aus, um das grenzüberwindende Wunder geschehen zu lassen. In der Epistel aus dem Römerbrief (Röm 1,13-17) vertieft Paulus, dass nicht die Herkunft eines Menschen entscheidend ist, sondern allein sein Glaube, so wie es im Wochenspruch heißt:
„Es werden kommen von Osten und von Westen, von Norden und von Süden, die zu Tisch sitzen werden im Reich Gottes.“Luk .13,29
Feiern wir, weil Gott uns einlädt,
im Licht und im Glanz der Herrlichkeit Gottes, die zu uns auf die Erde kommt,
im Namen des Sohnes, in dem Gott uns begegnet und Grenzen überwindet und
im Namen der Heiligen Geistkraft, die uns als Kinder Gottes zusammenführt und unser Herz mit himmlisch-irdischer Hoffnung füllt.
Einladung zum Gebet:
Gott, du bist in die Welt gekommen und hast den Menschen in die Herzen gesehen.
Du hast sie immer schon erkannt in ihren Ängsten und Hoffnungen,
in ihrer Sehnsucht, geliebt zu werden ohne Leistung vorweg.
Frauen, Kinder, Betrüger, Aussätzige, Menschen ohne öffentliche Rechte,
hast du ins Recht gesetzt allein durch die Liebe.
Das hält bis heute an. Hab Dank dafür. Amen (nach Christine Behler)
Mt. 8,5-13
Als Jesu in Kafarnaum eintraf, trat der dort stationierte Hauptmann an ihn heran. 6 „Herr“, sagte er „mein Bursche liegt gelähmt zu Hause und hat furchtbare Schmerzen.“ 7 Jesus erwiderte: „Ich will kommen und ihn heilen.“ 8 Da entgegnete der Hauptmann: „Herr, ich bin es nicht wert, dass du unter mein Dach kommst. Sprich nur ein Wort, und mein Bursche wird gesund! 9 Ich unterstehe ja auch dem Befehl von Vorgesetzten und habe meine Soldaten unter mir. Sage ich zu einem von ihnen: „Geh!“, dann geht er, und zu einem anderen: „Komm!“, dann kommt er. Und wenn ich zu meinem Sklaven sage: „Tu das!“, dann tut er es.“ 10 Jesus war sehr erstaunt, das zu hören, und sagte zu der Menschenmenge, die ihm folgte: „Ich versichere euch: Solch einen Glauben habe ich in ganz Israel bei Niemandem gefunden. 11 Und ich sage auch: Aus allen Himmelsrichtungen werden Menschen kommen und zusammen mit Abraham, Isaak und Jakob ihre Plätze im Reich Gottes einnehmen. 12 Aber die Bürger des Reiches werden in die Finsternis hinausgeworfen, wo dann das große Weinen und Zähneknirschen anfangen wird.“ 13 Darauf wandte sich Jesus dem Hauptmann zu und sagte: „Geh nach Hause! Was du mir zugetraut hast, soll geschehen!“ Zur gleichen Zeit wurde sein Bursche gesund.
„Der Kopf ist rund, damit das Denken die Richtung wechseln kann“.
Aufreizend hängt dieser Spruch auf einem Plakat im Eingang des Kindergartens der Kirchengemeinde St. Johannis. In engen Grenzen denken, das haben uns die Erfordernisse des Infektionsschutzes um Corona abverlangt. Wir haben uns eingeschränkt. Kontakte reduziert. Geburtstage und Familienfeste werden eher in geteilten Gruppen gefeiert. Besonders schwer ist das, wenn ein geliebter Mensch im Seniorenheim oder gar im Krankenhaus im Sterben liegt. Menschen brauchen Nähe. Sie brauchen das Gefühl, nicht allein gelassen zu werden. Das ist besonders in dieser Zeit schwer. Wir geben uns Mühe, dass es dennoch gelingt.
Mit zunehmender Impfung ist mehr möglich. Immerhin, die Lebensgefahr ist damit gebannt. Und auch das Risiko, mit Long-Covid dauerhaft ganzkörperlich die Kraft zu verlieren, ist minimiert.
Wenn der Hauptmann Jesus nicht abverlangt, in sein Haus zu kommen, dann hat das einen anderen Hintergrund. Vielleicht will er Rücksicht auf die religiösen Regeln des frommen Judentums nehmen. Denn schließlich hätten er und sein Haus aus frommer Sicht als „unrein“ betrachtet werden können.
Mit der Einkehr in ein solches Haus hätte sich ein frommer jüdischer Schriftgelehrter vermutlich schwergetan.
Aber es geht auch anders. Und das ist das Bahnbrechende, das der Hauptmann erkannt hat. Wenn es um den Glauben geht, dann ist doch gar nicht nötig, dass Jesus persönlich unter sein Dach kommt. Und so wird sein Bursche – „Pais“ kann Sohn oder Diener bedeuten – wieder gesund.
Ja, wir müssen noch eine Weile aushalten. Aber das darf nicht dazu führen, dass Kinder Angst vor anderen Kindern lernen, anstatt sich gegenseitig zu unterstützen und voneinander zu lernen. Auch mit Abstand geht so manches. Da gibt es großartige Ideen und Initiativen: Einkaufshilfen in der Nachbarschaft, Abendgespräche über den Gartenzaun, Telefon-Rituale und Spazier-und-Rede-Verabredungen. Kinder malen und schreiben Grüße für Menschen im Altenheim. Eine ältere Dame holt abends um 19.00 Uhr ihre Trompete wieder heraus und spielt einen Abendgruß für die Freunde in den angrenzenden Häusern. Und die wissen Bescheid, öffnen um 19.00 Uhr das Fenster und hören zu. Immerhin, mit den Impfungen geht schon mehr.
In unsrem Predigttext höre ich zweierlei: Erstens: Jesus ist gekommen, um Menschen an Leib und Seele heil zu machen. In ihm kommt Gott zu uns.
Und zweitens: Gott will unseren engen Blick weiten. Im Glauben sind wir weltweit verbunden. Wir alle gehören zu einer weltweiten Familie der Menschen, mit denen Gott durch die Zeit unterwegs ist und mit denen Gott etwas vorhat. Es gibt Herausforderungen zu meistern. Da ist nicht immer alles leicht. Nicht alles fällt uns zu. Aber wir dürfen wissen, dass Gott an unserer Seite durch Dick und Dünn mit uns mitgeht. In diesem Jahr lädt der Weltgebetstag am 4. März ein, mit England, Wales und Nordirland zu beten und Glauben, Hoffnung und Sehnen zu teilen. Ich freue mich schon darauf!
Ein schönes, segensreiches, gesundes Wochenende mit spannenden Begegnungen wünscht Ihnen Ihre Pastorin Christiane Schuster-Scholz