Herzliche Grüße zum Vorletzten Sonntag des Kirchenjahres
am 15.11.2020 aus St. Jürgen!
Wir feiern an diesem Sonntag um 10.00 Uhr Gottesdienst in der Kirche in Holtrop. Es ist der Gottesdienst am Vorletzten Sonntag im Kirchenjahr und am Volkstrauertag. Ich erlebe es als eine große Wohltat, dass unsere Kirche trotz der Pandemie für die Menschen offen bleibt, natürlich mit einem wohlüberlegten, verantwortungsbewußten Hygiene-Konzept. Für Plätze mit Abstand ist gesorgt. Sollten Sie dennoch Bedenken haben , können Sie auch von zuhause mitfeiern. Dafür nehmen Sie diesen Mitnehm-Gottesdienst beim Bäcker, im Eierhuske oder an der Kirchentür mit und feiern Sie in Verbundenheit von zuhause mit uns mit.
„Es kommt drauf an, wie wir leben“ das ruft Paulus seiner Gemeinde in Korinth und auch uns im Predigttext dieses Sonntages ins Gedächtnis. In den Texten zum Vorletzten Sonntag des Kirchenjahres wird das Gericht Gottes und seine Folgen für das Leben der Christen thematisiert. Wie in einer Gerichtsverhandlung wird im Leitevangelium (Mt. 25) geschildert, dass die Menschen Nachfragen stellen dürfen. Als gutes Beispiel wird der „Gerechte, vor Augen gestellt, der dem Hungrigen zu essen, dem Durstigen zu trinken gegeben hat und darin Gott höchst persönlich Gutes und Barmherziges getan hat. Der Wochenspruch hat zwei Teile: Wir müssen alle offenbar werden vor dem Richterstuhl Christi. (2. Kor. 5,10a)
Es ist nicht egal, wie wir leben und wie wir handeln. Das gibt zu denken. Aber auch das andere will nicht übersehen werden: Es ist der Richterstuhl Christi, vor dem wir offenbar werden. Am Ende ist es nicht unsere Leistung sondern seine Gnade, die zählt. In der Kraft zur Liebe und in der Hoffnung, die Gott uns schenkt, feiern wir im Namen Gottes, der die Welt geschaffen hat und auch uns, im Namen des Sohnes, der uns Liebe und Barmherzigkeit auf dieser Welt zeigt, und im Namen der Heiligen Geistkraft, die uns mutig macht und erfüllt.
Einladung zum Gebet:
Gott, das, was wehgetan hat, wir sollten es einander erzählen, leise und achtsam.
Die, an denen wir schuldig geworden sind, brauchen unser Bekennen.
Es darf nicht aufhören, dass wir zuhören, die Jungen den Alten und umgekehrt.
Dann können wir uns gemeinsam darauf verlassen, dass wieder etwas blühen kann auf verbrannter Erde und Menschen einander umarmen, die sich lange zu Feinden gemacht haben. Wenn wir bekennen und beten zu dir, Gott, trauern und erzählen, kann etwas wieder heil werden. Amen (nach Hans-Joachim Schliep)
Sich Freunde machen (Lukas 16,1-8)
„1 Dann wandte sich Jesus seinen Jüngern zu: „Ein reicher Mann hatte einen Verwalter. Der wurde bei ihm angeklagt, er würde sein Vermögen veruntreuen. 2 Sein Herr stellte ihn zur Rede: „Was muss ich von dir hören?! Lege die Abrechnungen über deine Arbeit vor! Du wirst nicht länger mein Verwalter sein.“ 3 Der Verwalter sagte sich: „Was soll ich machen, wenn mein Herr mir die Verwaltung wegnimmt? Für schwere Arbeit tauge ich nicht, und zu betteln schäme ich mich. 4 Doch! Jetzt weiß ich, was ich tun muss, damit sie mich in den Häusern aufnehmen, wenn ich entlassen werde.“ 5 Er rief nacheinander alle zu sich, die bei seinem Herrn Schulden hatten. „Wieviel schuldest du meinem Herrn?“, fragte er den Ersten. 6“Hundert Fass Olivenöl“, sagte dieser. „Hier ist dein Schuldschein“, sagte der Verwalter, „setz dich hin und schreib fünfzig!“ 7 Dann fragte er den Nächsten: „Und du, wie viel Schulden hast du?“ „Fünfhundert Sack Weizen“, antwortete der. „Hier ist dein Schuldschein“, sagte der Verwalter, „setz dich hin und schreib vierhundert!“
8 Der Herr lobte den ungetreuen Verwalter, weil er klug gehandelt hatte. „Denn“, sagte er, „die Menschen dieser Welt sind klüger im Umgang miteinander als die Menschen des Lichts“.
Ein Skandal! Jesus schockiert seine Zuhörer, um sie so besser zu ermahnen. Lukas, vermutlich selbst Arzt, liegt besonders unsere soziale Verantwortung am Herzen. Das ist das, was ihm in den Worten Jesu besonders wichtig geworden ist. Und nun das: Ein verschwenderischer Verwalter, der nicht zögert, entschlossen unehrlich zu werden, um den Schaden seines persönlichen Untergangs in Grenzen zu halten und sich irgendwie zu retten. Immerhin, anstatt in Panik zu geraten, tut er anderen etwas Gutes. Er erlässt ihnen – jedenfalls teilweise – deren Schuldenlast. Und der geprellte Reiche?
Der lobt ihn nun wegen seiner Klugheit.
In den letzten Anstrengungen des Verwalters wird eine Mitmenschlichkeit deutlich, die Jesus dann auch noch als Tugend darstellt.
Das wird den Hörern damals bestimmt nicht gefallen haben.
Jesus schockiert seine Hörer mit dem, was dann folgt: Manchmal handeln die, die mit Gott überhaupt nichts zu tun haben, klüger als die Christen.
Dieser Satz hat bestimmt gesessen. Er ärgert auch mich.
Ärger bedeutet aber: Hier berührt mich etwas, hier steige ich ein.
Ja, sicherlich gibt es viele, die weit klüger sind als ich.
Und in manchen Bereichen stehe ich mir selbst im Weg.
Und doch bin ich davon überzeugt, dass der christliche Glaube einen anders durch das Leben gehen lässt. Er verleiht einen anderen Blickwinkel und er verleiht Kraft, schwere Wege zu gehen und weiterzumachen, wo ich vorher gesagt hätte: „Das schaffe ich nie.“
Ich denke, was zählt ist die Mitmenschlichkeit des Verwalters.
Selbst, wenn seine Mitmenschlichkeit bei ihm an die Hoffnung geknüpft ist, nicht auf der Straße zu landen, sondern „Wohnung-eine Überlebensmöglichkeit“ unter den Schuldnern zu finden.
Der eingeforderte Rechenschaftsbericht erinnert sicherlich nicht ohne Grund an das letzte Gericht.
Gott ist nicht egal, was wir tun und wie wir mit dem, was uns anvertraut ist umgehen. Es ist wichtig, wie wir mit unseren Mitmenschen umgehen.
Das höre ich hier heraus. Bei der „Klugheit“ des untreuen Verwalters muss ich an ein Wort denken, das ich aus dem 1. Buch Mose im Ohr habe: (1. Mose 27,1-29) „Gott schreibt auf krummen Linien gerade“.
Der Verwalter hat Not, ganz klar. Und trotzdem – oder auch darum – hat er die Not der anderen gesehen. Er weiß, dass er die Strafe tragen wird.
Also nimmt er es in Kauf, noch schlimmer bestraft zu werden, und erlässt diesen wenigstens einen Teil ihrer Last.
Ich denke weiter und frage mich: Wo ist uns treuhänderisch viel anvertraut? Unweigerlich muss ich an den Aufschrei der Jugend in „fridays for future“ denken. Ja, wir haben eine Verantwortung gegenüber kommenden Generationen. Und ja, es ist sicherlich eine wichtige Frage, die wir uns stellen können: „Wo lege ich mit meinem Verhalten, mit meinem „Tun“ und mit meinem „Lassen“, anderen eine Last auf?
Es kommt auch auf mich an: Wie ich mich entscheide, wie ich für andere da bin oder eben nicht da bin. Am Ende aber ist es kein unbarmherziger Richter, der mir gegenübersteht. Es ist vielmehr Christus, der sieht, wie es tatsächlich war und wie es gemeint war.
Auf seine Gnade dürfen wir vertrauen.
Dann heißt „Leben im Glauben“ für mich: Menschen-Liebe üben, in der Welt klug handeln lernen und im hier und jetzt Hoffnung leben.
Ich wünsche Ihnen ein segensreiches Wochenende, bleiben Sie behütet,
Ihre Pastorin Christiane Schuster-Scholz
Wochenlied EG 149 Es ist gewisslich an der Zeit
1. Es ist gewisslich an der Zeit, dass Gottes Sohn wird kommen
in seiner großen Herrlichkeit, zu richten Bös und Fromme.
Da wird das Lachen werden teu’r, wenn alles wird vergehn im Feu’r,
wie Petrus davon schreibet.
2. Posaunen wird man hören gehen an aller Welten Ende,
darauf bald werden auferstehn die Toten all behände;
die aber noch das Leben han, die wird der Herr von Stunde an
verwandeln und erneuen.
3. Danach wird man ablesen bald ein Buch, darin geschrieben,
was alle Menschen, jung und alt, auf Erden je getrieben;
da denn gewiss ein jedermann wird hören, was er hat getan
in seinem ganzen Leben.
5. O Jesu, hilf zur selben Zeitvon wegen deiner Wunden,
dass ich im Buch der Seligkeit werd angezeichnet funden.
Daran ich denn auch zweifle nicht, denn du hast ja den Feind gericht’
und meine Schuld bezahlet.
EG 378 Es mag sein, dass alles fällt
1. Es mag sein, dass alles fällt, dass die Burgen dieser Welt
um dich her in Trümmer brechen. Halte du den Glauben fest,
dass dich Gott nicht fallen lässt: Er hält sein Versprechen.
2. Es mag sein, dass Trug und List eine Weile Meister ist;
wie Gott will, sind Gottes Gaben. Rechte nicht um Mein und Dein;
manches Glück ist auf den Schein, lass es Weile haben.
3. Es mag sein, dass Frevel siegt, wo der Fromme niederliegt;
doch nach jedem Unterliegen wirst du den Gerechten sehn
lebend aus dem Feuer gehn, neue Kräfte kriegen.
5. Es mag sein, so soll es sein! Fass ein Herz und gib dich drein;
Angst und Sorge wird’s nicht wenden. Streite, du gewinnst den Streit! Deine Zeit und alle Zeit stehn in Gottes Händen.
Übrigens: Gottesdienst mitfeiern: So,10.00 Uhr: Radio Ostfriesland UKW 94,0 oder live in St. Jürgen