„Fürchtet euch nicht! Bleibt stehen und schaut zu,
wie der Herr euch heute rettet!“ Ex 14,13
Wie gut tut es, einmal zugerufen zu bekommen: „Fürchtet euch nicht!“ So manche Sorge drückt, begleitet unser Grübeln in der Nacht und schnell kommen wir an das Gefühl: „Ich kann ja doch nichts ändern!“
Dieser Ruf Mose hat eine Geschichte. Er gehört hinein in eine Lebensgeschichte: In die kurze, ganz persönliche Geschichte Gottes mit Mose und in die lange Geschichte Gottes mit seinen Menschen.
Der Name Mose bedeutet: „Aus dem Wasser gezogen“.
Sein Name erinnert an die Rettung in Moses Kindheit.
Es zieht sich wie ein roter Faden durch das Leben von Mose: Immer wieder staunt er, wie Gott Not in seinem Leben wendet und ihn überrascht. Im Vertrauen auf Gott führt er sein Volk aus der Versklavung und steht nun scheinbar an einer Sackgasse. Feindliche Soldaten hinter sich, Wasser vor sich, das Volk um sich. Was soll er tun?
Da wendet Gott das Geschick auf wundersame Weise. Das Wasser teilt sich und Mose und sein Volk können hindurch. Mehr noch: Den Soldaten, die hinter ihm her waren, schneidet das Wasser den Weg ab. Mose und sein Volk sind gerettet.
Gott hat eine Geschichte mit uns. Auch sie beginnt mit Wasser.
Sie beginnt mit unserer Taufe. In der Taufe hat Gott mit uns einen festen, unverbrüchlichen Bund geschlossen. Darauf dürfen wir vertrauen. Im Rückblick auf unser Leben wird es vielleicht so einige Fügungen geben, über die wir sagen können: „Das war gut so. Es hätte auch ganz anders kommen können“. Und selbst, wenn uns Leiden und Trauer nicht erspart geblieben sind, haben wir vielleicht erlebt, wie uns gerade in schwerster Zeit die Kraft zugeflossen ist, weiterzugehen oder einen neuen Anfang zu finden. Vielleicht hat unser Leben eine Wendung genommen, von der wir vorher nie geahnt hätten, dass sie möglich ist.
Moses Aufruf ist ein Aufruf, auf Gott zu vertrauen. Und es ist die Aufforderung: „Sieh hin!“ Gott schafft Möglichkeiten, selbst wenn wir uns in einer Sackgasse wähnen.
Wenn wir einmal Abstand nehmen von unserem Tun und Wollen, dann wird der Blick frei für das, was ist. Wir nehmen nicht nur wahr, wie der Weg unmittelbar vor unseren Füßen aussieht, wir sehen auch weiter, sehen auch „nach links und rechts“. Es kann sein, dass wir dann sehen, was doch noch geht, oder, wie es auf ganz andere Weise gehen kann. Sehen wir hin! Trauen wir Gott etwas zu.
Gehen wir mit Gott ins Gebet. Sagen wir ihm, was uns belastet, was wir befürchten, was wir hoffen und wofür wir ihm danken.
Mose hat in seinem Leben die Erfahrung gemacht, dass Gott ihm immer wieder Wegzeichen gegeben hat. Manchmal hat er ihm auch viel zugemutet. Und manchmal hat Mose Gott viel zugemutet. Am Ende führt der Weg Gottes mit Mose und der Weg Gottes mit seinen Menschen zu einem Leben in Freiheit und Zuversicht.
So kann es auch uns gehen. Im Gebet können wir frei werden von dem, was uns den Blick verstellt. Und, wie das in langen Freundschaften so ist: Manchmal braucht es auch mehr als nur ein Gespräch. So können wir erleben, wie Situationen klarer werden. Wir können erleben, wo Gott uns Kraft zuwachsen lässt.
Und wir gewinnen einen Blick dafür, was Gott für Möglichkeiten für uns bereithält.
Vertrauen wir uns ihm mit unserer Not und mit unserer Dankbarkeit an. Mose hat diesen Mut gehabt. Er hat Vertrauen gefasst und er hat erlebt: Gottes Segen leitet und begleitet uns jeden Tag.
Ich wünsche Ihnen viele segensreichen Begegnungen in diesem Sommer.
Bleiben Sie behütet!
Ihre Pastorin Christiane Schuster-Scholz